-- WEBONDISK OK --

01010 Gesundheitstelematik – grundlegend für Diagnose, Therapie und Rehabilitation

Die Digitalisierung ist trotz bestehender Schwierigkeiten in Deutschland mittlerweile fester Bestandteil in der medizinischen Versorgung. E-Health, Gesundheitstelematik und Telemedizin bieten hervorragende Lösungen zur Behandlung von Krankheiten und in der Pflege an. Dies bezieht insbesondere die Behandlung chronischer Erkrankungen mit ein. Die Gesundheitstelematik schafft eine Infrastruktur und das Instrumentarium für eine moderne Notfall- und Versorgungsmedizin. Studien und empirische Daten belegen seit Jahren evidenzbasiert den medizinischen und gesundheitsökonomischen Nutzen digitaler Gesundheitsanwendungen im Gesundheitswesen.
Obwohl die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen worden sind und der politische Wille existiert, wird ihre flächendeckende Einführung in Deutschland immer noch nicht vollständig realisiert. Allerdings wurden in den letzten zwei Jahren erhebliche Fortschritte gemacht. Sie erhalten deshalb hier Informationen zum Stand der medizinischen und technologischen Möglichkeiten, zu den gesundheitsökonomischen Potenzialen, zum Stand der gesundheitspolitischen Hebelung und rechtlichen Regulierung.
von:

1 Was ist Gesundheitstelematik

Teilbereich E-Health
Die Gesundheitstelematik ist ein Teilbereich der E-Health. Er setzt sich zusammen aus den Begriffen Gesundheitswesen, Telekommunikation und Informatik.
Der Begriff E-Health entstand mit der New Economy zum Anfang des 21. Jahrhunderts und übertrug damals die E-Commerce-Idee auf das Gesundheitswesen. Gesundheitstelematische Instrumente überbrücken Raum und Zeit, um medizinische Dienstleistungen und betriebliche Geschäftsprozesse in einem Gesundheitswesen effizienter abzuwickeln. Sie beziehen alle Leistungen der Informations- und Kommunikationstechnologie (IuK) mit ein, durch die medizinische Information unabhängig von Zeit und Ort digital übertragen, verwertet und gespeichert werden kann (s. Abb. 1). Telemedizin bezeichnet in der Hierarchie der E-Health den digitalisierten Fluss medizinischer Informationen innerhalb der gesamten Akteurskonstellation im Gesundheitswesen durch den Einsatz von IuK. Thema dieses Artikels ist die Gesundheitstelematik. Er bezieht damit die Themen E-Health im Allgemeinen und Telemedizin im Speziellen mit ein. Ein guter Einstieg in die Gesundheitstelematik ist dabei die Telemedizin.
Abb. 1: Systematik von E-Health und Telemedizin [1]
Telemedizin als Anwendungsfeld
Telemedizin bezieht eine räumliche oder zeitliche Distanz zwischen Leistungserbringern, Patienten, Ärzten, medizinischen Institutionen oder medizinischen Dienstleistern ein. Instrumente der Telemedizin helfen, eine statistisch signifikante Verbesserung der medizinischen Prozess- und Ergebnisqualität zu erzielen. [2] Sie wird nach ihren Anwendungsbereichen differenziert. Für zwei sich konsultierende Ärzte im sogenannten Doc2Doc-Bereich gibt es spezielle Anwendungen in der Telekonsultation, Teleausbildung oder Teleradiologie. Im Doc2Patient-Bereich, bei dem Ärzte und Patienten mittels Telekommunikation in Kontakt stehen, gibt es die Anwendungen Telediagnostik, Teletherapie, Telemonitoring und Telechirurgie [3]. Telemonitoring zum Beispiel verspricht eine optimierte Diagnostik, eine bessere Therapiequalität, eine bessere Compliance, eine Entlastung von Ärzten in Kliniken und Praxen sowie eine Kostenreduktion bei gleichzeitig steigender Patientenzufriedenheit.
Telemedizin ermöglicht die Einbeziehung der Nutzergruppen „Patient” und „Angehörige”. Die Partizipationsmöglichkeiten dieser Nutzergruppen sind mittels moderner Endgeräte der Informations- und Kommunikationstechnologie, dem Internet und spezieller medizinischer Applikationen (Apps) mittlerweile signifikant erhöht.
Gesundheitstelematische Netzwerke im Gesundheitswesen
Die Telemedizin ist Teil gesundheitstelematisch organisierter Netzwerkstrukturen, die idealerweise integriert funktionieren. Hier geht es um hochfunktionale Netzwerkstrukturen, die Arztpraxen, Kliniken, Apotheken, pathologische und Laborinstitute, die Patienten und ihre Angehörigen sowie die Leistungsträger der Krankenkassen effizient vernetzen [4]. Neben Chancen, die diese Netzwerkstrukturen eröffnen, entstehen allerdings auch Herausforderungen. Gesundheitstelematik realisiert Konflikte und Turbulenzen zwischen Leistungserbringern, Kostenträgern, Gesundheitsökonomie sowie Arzt und Patient. Gründe dafür sind die genaue Platzierung gesundheitstelematischer Anwendungen im deutschen Gesundheitswesen, Fragen des Datenschutzes, der Finanzierung im System, der Honorierung der Ärzte oder Probleme der technischen Vernetzung und Interoperabilität unterschiedlicher Systeme. Dabei bieten sich gesundheitstelematische Anwendungen und Instrumente in praktisch allen gesundheitlichen Fragen als Optionen für die medizinische Versorgung oder Pflege an. Dies sind zum Beispiel:
Behandlung chronisch kranker Patienten,
Optimierung der Notfallversorgung,
Realisierung sektorenübergreifender Versorgungsmodelle (integrierte Versorgung),
gesundheitstelematische Anwendungen für den Pflegenotstand,
Erleichterung der heimischen medizinischen Versorgung durch Ambient-Assisted-Living-Modelle (Smart Home),
Erweiterung der Handlungsoptionen für Leistungserbringer, Leistungsträger und Patienten,
medizinische Versorgung im ländlichen Raum,
Kompensation des Personalmangels im Gesundheitswesen.
Versorgung, Effizienz, Kosten
Die Gesundheitstelematik stellt den Akteuren im Gesundheitswesen auf innovative Art und Weise Daten und Informationen zur Verfügung. Sie dienen dazu, die medizinische Effizienz der Versorgung und Pflege zu steigern sowie Kosten zu senken. Beispiele im Bereich Telemonitoring bei Herzinfarkt- oder Herzinsuffizienzpatienten sind etwa die informationstechnologische Erfassung von:
Elektrokardiogramm (EKG),
Sauerstoffsättigung im Blut,
Blutdruck und Puls,
Atemfrequenz,
Gewicht.
Für den Patienten bedeutet dies eine zeit- und ortsunabhängige Auswertung:
seiner Vitalparameter,
der eigenen Alarmgrenzen
Herz-Kreislauf-Bereich
sowie gegebenenfalls die sofortige Ingangsetzung einer automatisierten Krisenintervention im akuten Notfall durch eine komplette Notfallkette.
In der Bundesrepublik Deutschland gibt es noch immer keine strategisch organisierte flächendeckende Versorgung mit gesundheitstelematischen Systemen. Es existieren allerdings seit Jahren fest etablierte Projekte, die gesundheitstelematische Anwendungen erfolgreich einsetzen und voranbringen und die man studieren sollte. Dies sind etwa:

Weiterlesen und „Medizinprodukte planen, entwickeln, realisieren digital“ 4 Wochen gratis testen:

  • Umfassendes Know-how in Sachen Risikomanagement, Usability, Klinische Bewertung
  • Zugriff auf alle Fachbeiträge und Arbeitshilfen
  • Onlinezugriff – überall verfügbar


Sie haben schon ein Abonnement oder testen bereits? Hier anmelden

Ihre Anfrage wird bearbeitet.
AuthError LoginModal