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09304 In-silico-Methoden im Zulassungsprozess

Regulatorische Anforderungen an computergestützte Modellierung und Simulation

Die computergestützte Modellierung und Simulation (CMS) ist in vielen Bereichen der Industrie gängige Praxis und hat das Potenzial, die Medizintechnikbranche zu revolutionieren. Die Markteinführung neuer Produkte kann erheblich beschleunigt und entstehende Kosten können reduziert werden, ohne die Patientensicherheit negativ zu beeinflussen. Dennoch beruhen die Entwicklungs- und Zulassungsprozesse in der Medizintechnik bis dato überwiegend auf experimentell ermittelten Daten, was in Europa unter anderem auf die bestehenden regulatorischen Unsicherheiten zurückzuführen ist. Verglichen mit der FDA hat die EU-Kommission die Möglichkeiten der CMS bisher nicht erkannt – es fehlt an rechtlichen Vorgaben. Der folgende Artikel soll daher eine Übersicht der aktuellen regulatorischen Situation bieten.
von:

1 Einleitung

Obwohl die computergestützte Modellierung und Simulation (CMS) in der Industrie bereits häufig zur Anwendung kommt, beruhen Entwicklungs- und Zulassungsprozesse in der Medizintechnikbranche bis heute überwiegend auf experimentell ermittelten Daten. Klinische Daten für die Zulassung eines Medizinprodukts stammen üblicherweise aus Laborversuchen, Tierversuchen oder aber klinischen Prüfungen.
CMS
In den letzten Jahren hat sich die CMS allerdings zu einem immer leistungsfähigeren Tool für die Bewertung von Medizinprodukten entwickelt, das anstelle von oder in Verbindung mit den konventionellen Evidenzquellen verwendet werden kann. Das Vertrauen in Modellierungsergebnisse ist stetig gewachsen. Mithilfe der CMS kann die Leistung eines Medizinprodukts unter verschiedenen Bedingungen vergleichsweise einfach und schnell untersucht werden.
In-silico-Methoden
Durch den Einsatz von sogenannten In-silico-Methoden können z. B. Dauer und Teilnehmerzahl einer klinischen Prüfung und dementsprechend die entstehenden Kosten reduziert werden. Zusätzlich können verschiedene Behandlungsoptionen an demselben virtuellen Patienten getestet und Messungen durchgeführt werden, die im klinischen Umfeld, beispielsweise aus ethischen oder finanziellen Gründen, nicht möglich wären. Mit anderen Worten, durch den Einsatz der CMS lassen sich herkömmliche Nachweise für klinische Daten optimieren, reduzieren oder ersetzen. Die CMS kann ebenso als Brücke zwischen diesen drei Quellen fungieren (s.  Abb. 1).
Simulationstools helfen sowohl Herstellern als auch Aufsichtsbehörden, ein besseres Verständnis über Änderungen bestehender Produkte zu erhalten und Vorhersagen bezüglich der Wirksamkeit und Sicherheit neuer Medizinprodukte zu treffen [1]. Durch den Einsatz der CMS kann zum einen die Produktentwicklung beschleunigt, aber auch der Zulassungsaufwand reduziert werden. Eine verkürzte Time-to-Market und geringere Kosten sind die Folge. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie die CMS unter anderem verwendet werden kann. Beispielsweise als computerbasierte Produktprüfung, sodass es im Rahmen der Leistungsbewertung möglich ist, das Medizinprodukt für verschiedene Anwendungsfälle oder Produktauslegungen zu simulieren [2]. Dieses Nutzungsfeld der CMS schafft vor allem im Bereich der personalisierten Medizin neue Chancen. Die Sicherheit und Leistungsfähigkeit eines Medizinprodukts muss nicht für jede durch eine Individualisierung bedingte Konstruktionsänderung mittels langwieriger physikalischer Laborprüfung nachgewiesen werden, stattdessen können verschiedene Varianten digital simuliert werden. Zusätzlich kann die CMS in Medizinprodukte integriert oder als eigenständiges Produkt genutzt werden. In diesem Fall spricht man von Software als Medizinprodukt.
Beispiel
Ein Beispiel für CMS als Medizinprodukt ist der Einsatz personalisierter Simulationen zur Feststellung, ob eine Patientin oder ein Patient für das entsprechende Medizinprodukt oder Arzneimittel infrage kommt. Dabei wird z. B. das invasive klinische Verfahren oder die Dosierwirkung simuliert, um anhand der Ergebnisse eine geeignete Therapie zu wählen. Mithilfe der CMS können ferner Behandlungsergebnisse bzw. Therapieerfolge simuliert werden.

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